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Marseille – Die wahre Geschichte – Part 1

(„Meine Ferien in Marseille“ wäre ja auch ein zu langweiliger Titel gewesen.)


Trotz der vielen Warnungen brach ich eines schönen Mittwochs nach Marseille auf. Ich kam kurz nach 15 Uhr in Marseille an, die Fahrt mit dem TGV hat nur dreieinhalb Stunden gedauert und war sehr angenehm. Obwohl ich von Kindern umgeben war, gab es überraschenderweise während der ganzen Fahrt kein Geschrei. Vor mir waren zwei französische Kinder mit asiatischem Touch und deren Mutter. Das Mädchen (ca. 4) war fasziniert von meinen lila Haaren und schaute mich öfters interessiert zwischen den Sitzen hindurch an, stellte aber keine unnötigen Fragen zur Herkunft meiner Haarfarbe, was ich sehr schätzte. Der Junge konnte knapp laufen und torkelte zufrieden den Gang auf und ab. Er weinte nicht einmal, als er auf den Kopf viel, sondern lachte und stand wieder auf. Zwei perfekte Kinder also. Weiter links war ein uhuere härzigs schwarzes Baby in so einer Bauchtasche und es schlief die vollen dreieinhalb Stunden durch. Hinter mir war eine Zehnjährige, die fasziniert war vom torkelnden Jungen und mit ihm spielen wollte. Alles war wunderbar und ich konnte in Ruhe meinem Erwachsenen Business nachgehen, nämlich auf meinem Nintendo Pokémon spielen.



In Marseille strahlte mich die Sonne an und vom Bahnhof sah ich schön über die Stadt. Der Marseiller Bahnhof ist echt hübsch und romantisch. Richtung Stadt hinunter führt eine elegante Treppe und ich versuchte meinen Riesenkoffer möglichst grazil dort hinunter zu schleppen. Wir hatten über AirBnB ein Studio gemietet und es stellte sich heraus, dass es sich nur zwei Minuten vom Bahnhof entfernt befand. Oder zehn Minuten, wenn einem erst in der Mitte der Treppe einfällt, dass es vermutlich auch eine Rolltreppe gegeben hätte. Irgendwo. Das Gebäude zu finden war für ein Orientierungs-Ass wie mich natürlich kein Problem. (Schliesslich haben Judith und ich es in der 3. Bez beim Orientierungslauf nicht wegen unserer enormen Sportlichkeit auf den 5. Platz geschafft, obwohl da die ganze Reinacher Oberstufe mitgemacht hatte!)



Das Studio war im 7. Stock eines ziemlich schäbig aussehenden Gebäudes, zum Glück mit Lift, sonst hätte ich wohl meinen Koffer im Erdgeschoss zurücklassen müssen. Der Schlüssel war in einer Schlüsselbox, deren Code wir am Abend zuvor bekommen hatten. Die Schlüsselbox wiederum war in einem Stromkasten im 7. Stock versteckt. Ein Bisschen wie eine Schnitzeljagt. Zum Glück hatte ich mir eine Woche zuvor beim Chinesen um die Ecke für 30€ noch Gelnägel machen lassen, denn sonst hätte ich den Stromkaste wohl har nicht öffnen können. So Gelnägel sind schon praktisch, wenn man gerade keinen Schraubenzieher zur Hand hat. Oder wenn man, wie ich, einfach endlich mal nicht mehr an den Nägeln kauen will.

Nachdem ich das Level „Finde den Schlüssel“ erfolgreich abgeschlossen hatte, stellte sich das eigentliche Problem: Finde die zum Schlüssel passende Türe. Wie es sich für ein riesiges Gebäude in Frankreich so gehört, hatte natürlich keine der Türen ein Namensschild oder auch nur eine Nummer. Die Anweisung war „the first door on the left“. Aber links von was?!? Links vom Lift? Links vom Stromkasten? Links von der Treppe? Ich probierte Türe um Türe und arbeitete dabei in Richtung links. Strategisch vorgehen und so. Nachdem ich ungefähr 5 Türen probiert hatte, kriegte ich Angst, dass mich irgendwann jemand des versuchten Einbruchs bezichtigen würde, gab auf und rief bei der Vermieterin an, die mich dann zur Türe lotste. Aha, die erste Türe links, wenn man um die Ecke bog und in den anderen Korridor ging. Wäre ich meiner Strategie gefolgt, wäre das die letzte Türe gewesen, bei der ich es versucht hätte, ich Genie.



Das Studio war mega süss. Rustikal eingerichtet, mit nostalgischem Touch und es bot alles was man braucht: Kühlschrank, Kochplatten, Geschirr, Crêpe-Pfanne, Nespresso-Maschine mit Kapseln, Nutella-, Marmelade- und Honigportiönchen, Toaster, Fernseher und Haarföhn. Es hätte sogar wieder ein Bügeleisen gehabt, falls ich Lust bekommen hätte, an meinen Bügel-Skills zu arbeiten. Während ich auspackte, versuchte ich mir vorzustellen, welcher Typ Hemden bügelnder Geschäftsmann sich für seinen Marseille Aufenthalt wohl ein so herziges Studio aussuchen würde. Oder vielleicht war das Bügeleisen auch für ein altes Ehepaar gedacht, bei dem sie sagt: Nei, Kurt, mit somene verchrügglete Hömmli chunnsch du mir also ned us em Huus! Allerdings würde ein solches Paar wohl eher in ein Hotel gehen, als in ein AirBnB hinter dem Bahnhof…




Als Luuuke auch angekommen war und seine Sachen deponiert hatte, gingen wir zum alten Hafen hinunter und spazierten da planlos ein Bisschen herum, bis wir einigermassen genügend Hunger hatten, um Essen zu gehen. Ich wollte unbedingt zu Planet Sushi, weil ich da in Nizza immer mit Ramona hin gegangen bin. Gutmütig wie er ist, fügte er sich meinem Wunsch und probierte sogar tapfer meinen Algensalat. Planet Sushi ist eben nicht gleich Planet Sushi und Marseille ist nicht Nizza und irgendwie war alles nicht so toll, wie ich es in Erinnerung hatte. Ausser der Algensalat, der war super.




Donnerstag war ein wunderschöner Tag, sonnig, warm … und leider auch ziemlich windig. Aber nicht soo windig, dass jemand von einer Klippe gefegt wurde. Auf die Empfehlung mehrerer Personen hin trauten wir uns an die Besteigung des Marseiller Hausberges, auf dem die Notre Dame de la Garde steht. Von ihr aus sollte man einen wunderschönen Ausblick über die Stadt und das Meer haben. Als Pierre mir von dem „Berg“ erzählte, meint er, es wäre ein recht weiter Weg und ginge schon etwa eine halbe Stunde steil den Berg hinauf, es würde aber auch ein Bus dorthin fahren. Wie ich bereits hervorgehoben habe, bin ich nicht die Sportlichste, aber wir hatten sicher keine halbe Stunde, um den Hügel zu erklimmen. Und sehr steil war es auch nicht. Also entweder war ich auf dem falschen Berg oder er hat mich noch viel unsportlicher eingeschätzt, als ich bin.




Die Kirche ist wunderschön und die Aussicht ist geht übers Meer und die Stadt, man konnte sogar gratis hinein gehen und in die Crypte hinunter steigen. Von der Basilique Notre Dame de la Garde, die innen mit allerlei Schiff- und Meer-Thematischer Dekoration ausgestattet war und eine wirklich schöne, helle Kirche ist, spazierten wir wieder zurück Richtung Hafen. Am Fusse des Berges (haha) befindet sich ebenfalls eine Kirche, die Abtei Saint Victor, die das genaue Gegenteil der prunkvollen Kirche auf dem Berg ist: Sie wurde bereits im 5. Jahrhundert erbaut (das älteste Gebäude in dem ich je war) und war entsprechend schlicht gehalten. Krass wie alt diese Kirche ist! Über 1000 Jahre alt! Ja, das hat mich ziemlich fasziniert. Innen drin war es ziemlich dunkel, weil durch die kleinen Fenster, die zu dem auch noch sehr weit oben lagen, nur wenig Licht hinein kam. Die Kirche sah ein bisschen gruselig aus. Ich habe in beiden Kirchen keine Fotos gemacht, weil ich das immer ein bisschen komisch finde…




Ich muss jetzt „leider“ an ein Konzert gehen, deshalb werden detaillierte Beschreibungen der kulinarischen Höhen und Tiefen unserer Reise sowie Bilder von Sand, Strand und Meer erst in Part 2 veröffentlicht.

Bis bald…


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