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Marseille, die gefährlichste Stadt Frankreichs.

Die erste Woche meiner Winterferien (ja, als Sprachassistentin hat man auch bezahlte Winterferien) verbrachte ich in Marseille. Ich habe mir Marseille ausgesucht, weil es im Süden liegt und ich deshalb die Hoffnung hegte, dort auf Sonne und schönes Wetter zu treffen. Weiter stellte ich mir Marseille als ein kleines Paris ohne Eiffelturm dafür mit romantischem Hafen an der Côte d’Azure vor. Ausserdem ist Marseille die Lieblingsstadt des Lieblingsexfreundes meiner Lieblingsfreundin und dass dieser Mann sich in eine meiner Freundinnen verliebt hatte, spricht ja für seinen guten Geschmack. Allerdings steht er auch auf Fussball und der FCMarseille ist sein Lieblingsverein, was mich vielleicht hätte vorwarnen und abschrecken sollen. Gewarnt und ein bisschen abgeschreckt wurde ich auch von meinem Lehrerkollegium:


Camille, die Lehrerin (der schrecklichsten Klasse der Welt) der anstrengendsten Klasse der Schule, hatte mich zwar gewarnt, Marseille wäre très sale (sehr schmutzig) gewesen, als sie vor 15 Jahren da gewesen sei. Aber vor 15 Jahren schauten ja im Rotlichtbezirk von Paris auch noch Prosituierte aus Schaufenster. Und jetzt ist es da sehr touristisch. Ich ging also davon aus, sie hätten in Marseille schon ein bisschen geputzt seit 2001, schliesslich hatten sie 15 Jahre Zeit. Ausserdem hiess es ja, Paris sei auch schmutzig und daran habe ich mich längst gewöhnt. Wenn mal 100m lang kein Hundegaggi auf dem Trottoir liegt, freue ich mich sogar darüber.



Von Pierre, der mal dort gewohnt hat und der für mich verantwortliche Deutschlehrer ist, wurde ich vor der Kriminalität in Marseille gewarnt. Ich fragte ihn dann ein Bisschen ironisch, ob es denn noch schlimmer sei als in Paris. Schliesslich wurde ich von meinem Grossvati ja schon vor Paris gewarnt. Kann es wirklich noch schlimmer werden? Er meinte schon, vor allem für Touristen, und gab mir den Rat: faites très, très attention. Ich versprach ihm also, sehr, sehr gut aufzupassen. Als ob ich meine Handtasche auch nur eine Sekunde aus den Augen lassen würde, wenn da meine 1000-fränkige Kamera und mein Smartphone mit meinem gesamten Lebensinhalt drin ist. Ich wurde noch nie beklaut (Holz anfassen), aber schon ein paarmal beleidigt angeschaut und angemault, er wolle schon nicht meine Tasche klauen. Jo, denn chomm halt ned so nooch, du Tubel! Zugegeben, nach drei Gläsern Wein und im schummrigen Licht eines Clubs fällt es mir schwer, zwischen dem Versuch mich anzutanzen und dem Versuch mein Handtäschli zu klauen, zu unterscheiden. Aber da ich weiss, dass ersteres sowieso scheitern wird, würde ich als Mann wohl direkt mein Glück beim Handtäschli versuchen. Ausserdem bin ich jetzt auch nicht so der Abenteuer-Alternativ-Tourist, der durchs Tiefste Getto von Marseille spaziert und dabei mit dem Messer bedroht und von einer Gang ausgeraubt wird. Und falls doch gäbe das zumindest einmal eine richtig spannende Story für meinen Blog.




Die dritte Warnung für Marseille kam von Stéfanie und galt dem Wind, denn er sei très, très, très fort. Das fand ich im ersten Moment etwas lustig, denn vor Wind hatte ich nun wirklich keine Angst. Ein Bisschen bewegte Luft… schliesslich hatten wir in Paris auch starken Wind, der einem die Frisur zerstört und ich hab es bis jetzt noch immer überlebt. Dass der starke Wind nicht nur etwas bewegte Luft sei, hat mir dann zwei Tage später meine Freundin Roseanne aus Schottland erzählt. Bei ihnen in Schottland windet es nämlich manchmal auch stark. Zum Beispiel am Mittwoch vor zwei Wochen, da wurde die Arme nämlich buchstäblich vom Velo gewindet. Ja wirklich! Der Wind hat sie gepackt und zack, vom Velostreifen auf die Autofahrbahn gewindet, wo sie unsanft neben dem Bike gelandet ist und Mühe hatte, sich selbst und den Drahtesel gegen den Wind wieder aufzustellen und gleichzeitig nicht überfahren zu werden. Was so ein Wind mit einem an einer Klippe anstellen konnte, wollte ich mir gar nicht erst vorstellen. Ich beschloss deshalb, mich von Klippen fern zu halten, auf den mondänen Hut-Look zu verzichten und blickdichte Strumpfhosen unter meine Röckli anzuziehen. Für eventuelle Marilyn-Monroe-Momente...



Ob ich in Marseille von Ghüder-Lawinen überrascht, ausgeraubt oder von einer Klippe gewindet wurde, erfahrt ihr im nächsten Eintrag, der auch voll mit Bildern sein wird. Versprochen.


Bis bald,

eure Abenteurerin

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