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Typisch Frankreich 2 - Immer Ärger mit den ÖV

So viel zum Thema „regelmässig posten“… Ich hoffe, es dachte niemand, mir sei etwas zugestossen, aber ich schreibe einfach besser, wenn ich mich über etwas aufrege. Zum Glück ist mein Leben hier nicht perfekt, sonst würdet ihr wohl nie wieder von mir hören. Oder nur in sehr kurzen, langweiligen Blogeinträgen mit Bildern von Pariser Monumenten. Was sicherlich noch kommt, ich habe ja tausende von Bildern. Der Anlass meines heutigen Eintrags ist das Eintreffen meiner Metro-Abo-Karte, die drei Wochen zu spät angekommen ist und die ich leider trotzdem noch nicht benutzen kann.


Je grösser das Unternehmen, desto egaler sind ihnen die Kunden und desto beschissener ist ihr Verhalten. Kundenservice wird hier klein geschrieben und von „Kundenverblüffung“ haben sie hier vermutlich auch noch nie gehört. Während ich in Nizza mit den ÖV eigentlich noch sehr zufrieden war (zugegeben, bei einer Tramlinie und den paar Bussen kann man auch nicht viel falsch machen), finde ich das Pariser-Netz RATP eine Zumutung.



Die Carte Navigo ist das Abo für das Netz in Paris. Ein Monat kostet 70 € und es sind die Zonen 1 bis 5 inbegriffen.

10 Dinge, die mich an der Carte Navigo und am französischen Bahnsystem nerven:

  1. Man kann nicht nur die Zone 1 kaufen, sondern muss für alle Zonen bezahlen. Da mich das Banlieu von Paris wenig interessiert, hätte ich gerne nur die Zone 1 gekauft, denn der Weg von meiner Wohnung zum meinem Arbeitsort verläuft innerhalb der ersten Zone. Ins Disney Land, den Outletpark und nach Versailles werde ich wohl eher nicht regelmässig gehen, also brauche ich auch kein Abonnement für diese Strecken. RATP gibt einem aber durch aus die Möglichkeit, verschiedene Zonen zu wählen, für einen billigeren Preis, nur leider kann man dabei nur Zone 2-3, Zone 3-4 und Zone 4-5 wählen, was natürich lächerlich ist, denn wer will bitte ein Billet, das einem nicht erlaubt, ins Zentrum zu reisen?

  2. Die Wochenpässe sind unverhältnismässig teuer. Will man seine Carte Navigo für nur eine Woche aufladen, bezahlt man dafür ca. 21 €, was eigentlich gleich teuer ist wie das Ticket für die Touristen.

  3. Die Wochenpässe sind nicht etwa einfach 7 Tage ab dem Kauf gültig, nein, das wäre ja viel zu flexibel! Ein Wochenpass ist immer von Montag bis Sonntag gültig. Das heisst, ich kann nicht ein Ticket von Freitag bis Freitag lösen, sondern muss das Wochenende noch mit Tagestickets für 11€ überbrücken oder auf Einzelfahrkarten zurückgreifen.

  4. Dieselbe, unverschämte Inflexibilität legt die RATP natürlich auch bei den Monatsabonnements an den Tag: Ich kann meine Carte Navigo nicht am 22. Oktober mit einem Monatsabo laden, das einfach 30 Tage dauert, sondern muss warten, bis der 1. November da ist und ein RICHTIGER Monat, ein Kalendermonat, angefangen hat. Was für einen Sinn macht das denn bitte? Es ist ja nicht so, dass es einem die heutige Technik nicht erlauben würde, n+30 auszurechnen…

  5. Die RATP bringt mich dazu, die SBB zu vermissen. Die scheinen es nämlich fertig zu bringen, dass ein Monatsabo genau dann beginnt, wenn ich es brauche. Ach wie toll war es, als ich noch ein AAR-Abo hatte, für genau die Zonen von meinem Haus bis vor die Alte Kanti in Aarau. Ach wie toll war es, als ich noch ein GA hatte und in jeden Bus und jedes Tram einsteigen konnte, ohne mich durch ein Drehkreuz zu zwängen…

  6. Wenn du eine Carte Navigo online bestellst, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass du Paris schon fast wieder verlassen hast, bis sie bei dir ankommt. Wenn man bei der SBB ein Abo löst, bekommt man ein provisorisches Billet, mit dem man herumfahren kann, bis dann die richtige Karte nach zwei bis zehn Tagen ankommt. Wenn man bei RATP den Fehler macht, die Carte Navigo online zu bestellen, weil die Filialen vor der Haustüre das nicht können, dann wartet man, und wartet man, und wartet man… und wartet man. Und wartet man. Und irgendwann, nach drei Wochen, in denen man sich mit teuren Tagestickets und sich in der Handtasche versteckenden 1-Fahrt-Karten herumgeschlagen hat, kommt dann die Carte Navigo im Briefkasten an. Doch leider ist dann schon der 22. Oktober und du kannst bis Ende Monat ja kein Monatsticket mehr kaufen. Also regst du dich auf, schlägst den Automaten und schaust für weitere 9 Tage alle Menschen in der Metro stinkig an.

  7. Wer schon mal um acht Uhr morgens den 11er-Bus in Bern Richtung Inselspital und VonRoll-Areal genommen hat, kann sich ungefähr vorstellen, wie die Metro morgens so ist. Nur dauert meine Fahrt zur Arbeit etwas länger als die Strecke Bahnhof – VonRoll und es hat nicht nur frisch geduschte Studenten und Studentinnen da drin, sondern auch Penner und Leute, die aus anderen Gründen ihre Körperhygiene zu vernachlässigen scheinen. Deshalb frühstückt auch nie jemand in der Metro.

  8. Als Touristin habe ich die Metro immer so toll gefunden. Aber nach der hier beschriebenen Reise an meinem ersten Schultag, habe ich die rosa Brille definitiv abgelegt und ich habe erkannt, dass niemand hier freiwillig mit der Metro zur Arbeit geht, wenn er es irgendwie anders einrichten kann. Aber Velo fahren tu ich halt auch nicht gern.

  9. Die SBB ist zwar teuer, aber dafür muss man eine Reise mit der SBB nicht schon vier Monate im Vornherein planen, wenn man ein Ticket zu einem halbwegs vernünftigen Preis will. Als Schnäppchenjägerin finde ich es ja toll, wenn ich mich auf die Jagd nach einem günstigen Ticket machen kann, aber während Wochen immer die TGV-Lyria-Seite checken, ob jetzt endlich die Tickets für Weihnachten erhältlich sind, ist dann doch nicht so spannend. Ich bin ja auch eher der Sale- Typ, als der „Vor-dem-Apple-Store-Campen-bis-das-neue-iPhone-da-ist“-Typ.

  10. In der Metro den Unterricht für die nächste Stunde vor zu bereiten ist nahezu unmöglich. Da ich alles immer in letzter Sekunde mache, ist das für mich ein grosses Problem. Ich verliere einfach so 20 Minuten Lebenszeit, in der ich mit schwitzigen Leuten in ein kleines unterirdisches Züglein gesperrt bin. Manchmal lese in meinem Kindle. Handyempfang hat man da unten ja auch nicht.


Fazit: Die Metro ist super in den Nicht-Stosszeiten, sie bringt einem schnell von A nach B und entlastet den Verkehr auf der Strasse. Lasst euch als Touristen aber nicht blenden, denn die Metro ist die Hölle. (Deshalb ist sie auch unter der Erde, haha.) Trotzdem möchte ich nicht den Bus nehmen, denn das Bus-Netz ist noch mal ein ganz anderes Mysterium und mit dem Tram bin ich auch erst einmal gefahren, denn die sind eher am äusseren Ende der ersten Zone. Ich freue mich trotzdem darauf, endlich die Carte Navigo zu haben, denn dann werde ich Paris noch genauer erkunden und mir nicht mehr zwei Mal überlegen müssen, ob mir diese Strecke jetzt 1.70 € wert ist.


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